Das Walhalla befindet sich in der Mauritiusstraße 3 in Wiesbaden. Heute steht die ehemalige Kulturhochburg im Zentrum Landeshauptstadt seit Jahren ungenutzt leer. Dabei war es einmal das Zentrum für kulturelle Ereignisse.
Hinter dem Gebäude Walhalla verbirgt sich eine lange Geschichte von der Nutzung als Theater über Varieté bis hin zu Disco und Kino. Das Walhalla war ein beliebtes Kulturzentrum im Herzen von Wiesbaden. Es wurde 1897 im neobarocken Stil erbaut und eröffnete als Spezialitäten-Theater mit Grande Restaurant. Im Vielzweck-Theatersaal mit 1.400 Plätzen konnte man sich um die Jahrhundertwende von 1900 amüsant unterhalten lassen. Bei großen Attraktionen auf der Bühne wurden Gesangsdarbietungen, Konzertmusik, Pantomime, Ballett sowie Zauberkünstler, Liliputaner, Tierdressuren oder sogar Akrobaten und Artisten bewundert. 1910 wurde ein neuer Teil an das Walhalla angebaut, welcher für Wohnraum der verschiedenen Künstler der Kultureinrichtung sorgte.
Als 1918 zusätzlich das Bambi-Kino im Walhalla betrieben wurde, kombinierte man Theater und Film miteinander. Ein Zeitzeuge berichtet, dass es vor jedem Film ein passendes Beiprogramm auf der Bühne im großen Saal gab, bevor das Kinoprogramm losging. Der riesige Kinosaal trat für die damaligen Verhältnisse in großem Glanz auf und lud zum Verweilen auf einem der 240 Plätze ein. Diese Räumlichkeit des ehemaligen Bambi-Kinos befindet sich im Untergeschoss und ist somit ohne Fenster und Licht. Heute findet man als Überreste des ehemaligen Bambis lediglich noch die Leinwand und einige Filmrollen im Filmarchiv, die an das einstige Kino erinnern.
In den Jahren 1948 bis 1953 etablierte sich in den Gewölben der Immobilie ein bayrischer Bierkeller. Dort begann ab 1962 die Ära von “Deutschlands Musikbörse Nummer eins”. Die Gewölbe des Walhalla galten damals als Treffpunkt zum Austausch für Musiker. Hier spielten bis Ende der 1960er-Jahre beliebte Big Bands und Bands. Anschließend eröffnete die Trend-Diskothek Big Apple in den Kellergewölben der Kulturhochburg. Bis in die 1990er-Jahre galt der Nachtclub als Publikumsmagnet. Viele Wiesbadener erinnern sich heute gerne noch an das Big Apple als damaligen Treffpunkt der Wiesbadener Jugend. Später war das Big Apple außerdem unter dem Namen Dexter bekannt, bis es dann 2005 neu als Ebene 0 eröffnete. 2007 schloss der Club allerdings erneut seine Türen. Seitdem steht auch das Kellergewölbe ungenutzt leer.
Bis 2017 wurden Teile des Walhalla durch den Verein Walhalla Theater bespielt. 2017 musste dieser dann aufgrund von Brandschutzmängeln umziehen. Seitdem bietet der Verein nun in der Nerostrasse 24 in Wiesbaden ein Programm an und betreibt weiterhin spartenübergreifend das Walhalla im Exil, um seine Tradition zu wahren. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie es mit der ungenutzten und sanierungsbedürftigen 4.500 Quadratmetern großen Immobilie weiter gehen soll. Nun hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass für das Walhalla zukünftig nur eine kulturelle Nutzung in Frage kommt. Bei der Sanierung wolle man sich auf den Originalbestand aus dem Jahr 1897 konzentrieren. Vor allem der Spiegelsaal und der große Saal sollen weitestgehend erhalten bleiben.
Im Erdgeschoss wäre Platz für gastronomische Angebote wie beispielsweise ein Kulturcafé, Restaurant oder Bistro. Im Untergeschoss könne man sich vorstellen, wieder ein Programmkino zu eröffnen und so an das traditionelle Bambi-Kino anzuknüpfen. Denkbar sei zudem die erneute Eröffnung einer Disco für die Wiesbadener Jugend. Der neu erbaute Teil von 1910 solle abgerissen werden. Hieraus könne ein neuer Stadtplatz an der Hochstättenstraße entstehen. Die Sanierungskosten liegen laut Schätzung der Stadt in Höhe von 40 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sind für 2024 angesetzt, um das kulturelle Zentrum der Stadt 2026 wiederzueröffnen.
Die Immobilie des Walhalla befindet sich seit 2007 im Besitz der Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt Wiesbaden (SEG). Der unbefugte Zutritt des Gebäudes ist strengstens untersagt.