Kisselborn

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Nassauische Trinkwassergewinnungsanlage

Der Kisselborn bezeichnet die erste Trinkwassergewinnungsanlage, die mit dem Ausbau der Wiesbadener Wasserversorgung im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut und aufbereitet wurde und zum Gewässersystem des Schwarzbachs gehört. Die dazugehörige Sammel- und Brunnenkammer befinden sich unterhalb der Jagdschloss Platte in der Nähe des Rabengrunds.

Lageplan Großer Kisselborn

Auf einen Blick:

  • Nassauische Wasserversorgungsanlage
  • Versorgte Wiesbaden mit Wasser aus dem Taunus
  • Erste Inbetriebnahme durch die Römer
  • Wiederaufbau im 19. Jahrhundert

Trinkwasserversorgung seit dem Römischen Reich

Bereits die Römer bezogen ihr Trinkwasser unter anderem vom Kisselborn, da Wiesbaden als Kurort nur über heißes Thermalwasser verfügte. Das Wasser stammt dabei aus vier unterschiedlichen Taunusquellen, das in der Sammelkammer zusammengeführt wird. Die Wasserzuleitung zur Stadt geschah durch abgedeckte Kanäle und deren Verteilung durch Bleileitungen. Im dritten Jahrhundert wurden die Wasserleitungen mithilfe eines Aquädukts sogar bis zum Militärlager am Brückenkopf (heutiges Mainz-Kastel) erweitert, welches heute noch als „Heidenmauer“ sichtbar ist.

Im Mittelalter gerieten die Wasserversorgungsanlagen der Römer in Vergessenheit, sodass Wiesbaden von 16. bis 19. Jahrhundert nur eine einzige Wasserleitung hatte, bei der der Heiligenborn (Quelle beim Salzbachtal) den Marktbrunnen und das Stadtschloss über Leitungen aus Holz mit Trinkwasser versorgte.

Zugangsschacht
Brunnenraum

Der Wiederaufbau des Kisselborns

Der Wiesbadener Stadtplaner Christian Zais lies den Kisselborn 1812 wieder neu fassen, um ihn als Trinkwasserversorgungsanlage nutzen zu können. Dafür wurden neue Tonröhren zur Wiesbadener Innenstadt verlegt, die weitestgehend entlang der Trasse der vorherigen römischen Leitung verliefen. Diese hielten dem Druck aber nicht stand, weshalb sie dann durch gusseiserne Röhren ersetzt wurden. Ebenso wurden weitere Quellen in die Wasserzuleitung mit einbezogen, um der Trinkwasserknappheit entgegenzuwirken. Das gewonnene Wasser wurde in der Innenstadt auf mehrere Stadtbrunnen verteilt; 1821 waren es insgesamt 16 Stück. So wurde der Grundstein für die erste zentrale Wasserversorgung in Wiesbaden gelegt.

Im Jahr 1869 wurde oberhalb des Wolkenbruchs an der Platter Straße ein zentraler Sammelbehälter und später ein größerer Stampfbetonbehälter mit 4300 m³ Fassungsvermögen installiert. Heute befindet sich dort immer noch die zentrale Leitwarte der Wiesbadener Wasserversorgung. Die Trinkwasserversorgung Wiesbadens wurde am 3. September 1870 nach dem Wiederaufbau des Kisselborns feierlich eröffnet und gefeiert.

Trockenlegung

Aufgrund der wachsenden Einwohnerzahlen Wiesbadens und des fehlenden Trinkwassers wurde die Wasserversorgung im 20. Jahrhundert durch eine andere Technik ersetzt. Um noch mehr Wasser aus dem Taunus gewinnen zu können, wurden Schächte in die wasserführenden Schichten getrieben. Der Kisselborn fiel dadurch trocken, und seine vier Brunnenquellen wurden verhüllt, da sie durch große Stollen im Taunus ersetzt wurden.

Informationen

Die Sammel- und Brunnenkammer wurden Anfang des 20. Jahrhunderts im Wald unterhalb der Platte wiederentdeckt, sind im Moment aber nicht öffentlich zugänglich.